Landwirtschaftliches Einkommen 2024: je nach Branche ein unterschiedlich erfolgreiches Jahr
Ettenhausen TG, 18.11.2025 — Das landwirtschaftliche Einkommen stieg 2024 gegenüber dem Vorjahr um 2,6 Prozent. Es lag bei durchschnittlich 81 700 Franken pro Betrieb. Grund dafür waren höhere Erträge aus der Schweine-, Geflügel- und Obstproduktion. Über den gesamten Landwirtschaftssektor betrachtet, resultierte dieser Einkommenszuwachs trotz witterungsbedingter Ertragsausfälle im Acker-, Gemüse- und Weinbau sowie höherer Aufwände für die Betriebe. Der Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft lag bei 59 100 Franken. Er unterschied sich wie in den Vorjahren stark je nach Betriebstyp und Region.

Gemäss der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten bei Agroscope stieg das landwirtschaftliche Einkommen 2024 um 2,6 Prozent. Es betrug durchschnittlich 81 700 Franken pro Betrieb, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 2000 Franken entspricht. Das landwirtschaftliche Einkommen umfasst landwirtschaftliche (inkl. Hofläden) und landwirtschaftsnahe Tätigkeiten wie beispielsweise Biogasproduktion oder Agrotourismus. Ausserlandwirtschaftliche Aktivitäten sind darin nicht enthalten. Es entspricht der Differenz zwischen den Erträgen und den Aufwänden und wird sowohl für Einzelunternehmen als auch Betriebsgemeinschaften – also Zusammenschlüsse von zwei oder mehr Betrieben – erhoben.
Höhere Erträge dank der Tierhaltung
Auf der Ertragsseite verlief die Entwicklung je nach Produktionsausrichtung uneinheitlich. In der Summe stiegen die Erträge pro Betrieb um 4,9 Prozent (+19 400 Franken).
Die Erträge aus der Tierhaltung nahmen insgesamt zu. Zu diesem Anstieg trug vor allem ein höherer Produzentenpreis für Schweinefleisch bei, weil die Produktion abgenommen hat. Auch die Geflügelfleisch- und Eierproduktion, die nachfragebedingt im Aufwind waren, leisteten einen Beitrag zu dieser positiven Entwicklung. Hingegen sanken die Erträge in der Milchproduktion, da der Milchproduzentenpreis leicht abnahm.
Im Pflanzenbau erwies sich das Jahr – witterungsbedingt und zum zweiten Mal in Folge – als herausfordernd, was in tieferen Erträgen resultierte. Der niederschlagsreiche und sonnenarme Frühling führte beim Getreide zur niedrigsten Brotweizenernte seit 25 Jahren. Auch bei weiteren Ackerkulturen, wie Raps und Zuckerrüben, sowie beim Gemüseanbau kam es witterungsbedingt zu Ertragseinbussen. Mit der zweitschwächsten Ernte in den letzten 50 Jahren litt auch der Weinbau übermässig unter dem feuchten Wetter. Zudem sank der ohnehin rückläufige Weinkonsum 2024 besonders stark, was zu tieferen Einnahmen führte. Einzig die Apfel- und Birnenproduktion erzielten gegenüber 2023 deutlich bessere Ernten.
Aufwände weniger stark gestiegen als die Erträge
Die Aufwände nahmen trotz nahezu stabiler Preise für landwirtschaftliche Produktionsmittel insgesamt um 5,5 Prozent oder 17'400 Franken zu. Sie stiegen aber weniger stark an als die Erträge, was letztlich den Anstieg des landwirtschaftlichen Einkommens erklärt. Insbesondere der höhere Direktaufwand für Tierhaltung und Tierzukäufe sowie die kräftig gestiegenen Strompreise erhöhten die Aufwände.
Eine Familienarbeitskraft verdiente im Durchschnitt 59 100 Franken
Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb arbeiteten 2024 durchschnittlich 1,32 familieneigene Arbeitskräfte (-1,5 Prozent gegenüber 2023). Dazu zählen unter anderem der/die Betriebsleitende und allfällige auf dem Betrieb arbeitende Verwandte wie Ehepartner/in, Eltern oder Nachkommen im Erwerbsalter. Der landwirtschaftliche Arbeitsverdienst, der dem landwirtschaftlichen Einkommen nach Abzug der Kosten für das Eigenkapital des Betriebes entspricht, nahm 2024 gegenüber dem Vorjahr um 8,0 Prozent zu – auf 59 100 Franken pro Familienarbeitskraft (Vollzeit-Äquivalent). Der gegenüber dem landwirtschaftlichen Einkommen prozentual stärkere Anstieg ist auf den Rückgang der Familienarbeitskräfte und vor allem auf die tieferen Zinsen zurückzuführen. Der Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft wies, wie in den Vorjahren, grosse regionale Unterschiede auf. Mit 75 300 Franken lag er in der Talregion um 42 Prozent höher als in der Hügelregion (52 900 Franken) und um 71 Prozent höher als in der Bergregion (44 100 Franken).
Gesamteinkommen pro Haushalt stieg um 3,1 Prozent
Agroscope berechnet zudem das durchschnittliche jährliche Gesamteinkommen eines landwirtschaftlichen Haushalts. Es setzt sich aus dem landwirtschaftlichen und dem ausserlandwirtschaftlichen Einkommen (z.B. Anstellung in einem Handwerksbetrieb) zusammen. Im Gegensatz zum landwirtschaftlichen Einkommen wird das Gesamteinkommen nur für Einzelunternehmen (d.h. ohne Betriebsgemeinschaften) erhoben. Das Gesamteinkommen stieg 2024 um 3,1 Prozent auf 115 700 Franken. Es bestand zu rund einem Drittel aus ausserlandwirtschaftlichen Einkommen.
Eine Infografik zur Einkommenssituation in der Schweizer Landwirtschaft finden Sie im Anhang dieser Medienmitteilung. Detailliertere Informationen – unter anderem der Vergleich des landwirtschaftlichen Arbeitsverdienstes pro Familienarbeitskraft mit dem Lohn der Angestellten im 2. und 3. Sektor – sind in der beigelegten Publikation «Agroscope Transfer» verfügbar.
Komplementarität mit der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung (LGR) des Bundesamts für Statistik (BFS)
Das Bundesamt für Statistik (BFS) und Agroscope veröffentlichen gleichzeitig zwei komplementäre Statistiken zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der Landwirtschaft. Die Landwirtschaftliche Gesamtrechnung (LGR) des Bundesamts für Statistik (BFS) ermittelt die makroökonomische Lage auf Ebene Agrarsektor. Die LGR ist eine Synthesestatistik und ermöglicht im Herbst eine erste Schätzung des Ergebnisses des laufenden Jahres. Die Ergebnisse der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten (ZA-BH) von Agroscope präsentieren die mikroökonomischen Verhältnisse für das Vorjahr auf Basis einer zufälligen Stichprobe von Landwirtschaftsbetrieben und deren Buchhaltungen.
Detaillierte Erläuterungen zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den beiden Statistiken finden sich in der folgenden Publikation zu den beiden Barometern der Schweizer Landwirtschaft:
https://www.bfs.admin.ch/asset/de/1126-1700
Links
Landwirtschaftliche Einkommensstatistik
Publikation über die zwei Barometer der Schweizer Landwirtschaft
Dokumente
Agroscope Transfer 600 - Die wirtschaftliche Entwicklung der schweizerischen Landwirtschaft 2024