Schlechtes Timing oder einfach Pech? Kaum hat Zivi Franco den «nur» einmonatigen Einsatz begonnen, hat er sich eine fiebrige Erkältung eingefangen. Pflichtbewusst meldet er sich im Einsatzbetrieb ab und bleibt erst mal im Bett. Das Fieber ist hartnäckig und verwirrt seine Sinne. Nur so ist es zu erklären, dass Franco alles vergisst, was er im Einführungstag des Zivildienstes gehört oder im Merkblatt zum Einsatz gelesen hat. Denn die Vorgabe ist zwar streng, aber auch sehr klar und auf der Website des Zivildiensts jederzeit abrufbar: Ein kranker Zivi im Einsatz muss dem Einsatzbetrieb innert drei Tagen ein Arztzeugnis vorlegen, wenn die Krankheit länger als einen Tag dauert.
Franco kommt erst am dritten Krankheitstag auf die Idee, einen Arzt aufzusuchen, der ihm ein Arztzeugnis ausstellt. Als er im Internet nachschaut, was er mit diesem tun muss, merkt er sofort, dass er eigentlich zu spät dran ist. Auch die Ausrede, der Hausarzt habe gerade keinen Termin frei gehabt, würde nicht weiterhelfen. Denn man kann ja jeden beliebigen Arzt konsultieren. Und weiter liest er, dass ihn ein Disziplinarverfahren erwartet, wenn der Einsatzbetrieb dem Meldeblatt kein Arztzeugnis mitliefern kann. Im nächsten Fiebertraum sieht sich Franco denn auch bereits auf der Anklagebank. Wenigstens muss er die eigene Krankenkasse nicht bemühen, denn während des Einsatzes ist er militärversichert.
Beim Arzt läuft dann alles planmässig: Ein Arztzeugnis erhält er ohne Probleme. Zuhause scannt er dieses und schickt es sofort an den Einsatzbetrieb. Ein paar Minuten später ruft er dort noch an, entschuldigt sich für die Verzögerung, bittet um Nachsicht und möglichst schnelle Nachlieferung des Arztzeugnisses ans Regionalzentrum. Er hofft auf Milde.
Natürlich sind Regionalzentrum und Einsatzbetrieb in gutem Kontakt. Der Einsatzbetrieb hat bereits angekündigt, dass er das Arztzeugnis etwas später nachliefern wird. In solchen Fällen kann sich das Regionalzentrum denn auch kulant zeigen. Auf der anderen Seite hadert Franco mit sich selbst: «Dass mir solche Nachlässigkeiten immer noch passieren!». Schliesslich ist er jetzt schon 26 und mitten in der Ausbildung zum Chefkoch, einem Beruf, der Verantwortlichkeit und Zuverlässigkeit fordern wird.
Letzte Änderung 28.02.2020