Blog-Serie: Die gesetzlichen Ziele des Zivildienstes

Der Zivildienst leistet Beiträge, um…

Teil 1: … die Situation von Pflege- und Betreuungsbedürftigen zu verbessern

Pflege- und Betreuungseinsätze sind so etwas wie der grosse Klassiker des Zivildienstes. Über drei Viertel aller Einsätze finden im Gesundheits- und Sozialwesen statt. Oder anders gesagt: Jedes Jahr sind rund 15 000 Zivis in Spitälern, Pflegeheimen, Durchgangszentren, Arbeitsintegrations- oder Suchtprogrammen von gemeinnützigen Institutionen unterstützend tätig. Zivis leisten dabei über 1 Million Diensttage. Ab und zu ist zu hören, Zivis würden Pflegenden den Arbeitsplatz wegnehmen und zu tieferen Löhnen der Angestellten führen. Ein Zahlenvergleich zeigt, dass der Beitrag des Zivildienstes klein ist: 2015 wurden in der Schweiz schätzungsweise 942 Mio. Arbeitstage geleistet. Bei der Pflege und Betreuung stellen sich dem Zivildienst zwei andere Herausforderungen.

Was Zahlen nicht sagen
Das eine sind die Zahlen. Das andere ist die Wirkung von Einsätzen. Diese ist schwerer zu erfassen. Sie ist nicht weniger wichtig, da die Einsätze nach grösstem Nutzen streben. Zivis sind unterstützend tätig, sie sind aber keine Fachspezialisten. Ihr Mehrwert mag im Spaziergang mit einem betagten Altersheimbewohner bestehen oder beim Austausch mit dem Flüchtling am Rande eines Umwelt-Gruppeneinsatzes. Einsätze sind dann im Idealfall auch eine Bereicherung für den Zivi. Vielleicht merkt er dies nicht sofort. Vielleicht stellt er erst nachträglich fest, dass seine Freude an Engagement auch auf der Einsatzerfahrung in einer Suppenküche gründet. Wie lässt sich eine solche Wirkung von Einsätzen messen? Um Einsätze weiterzuentwickeln, müssen Antworten auf solche Fragen gefunden werden.

Am Puls der Zeit bleiben
Dies ist nicht l’art pour l’art. Denn auch «grosse Klassiker» können in die Jahre kommen. Herausforde-rungen in Pflege und Betreuung betreffen die ganze Gesellschaft. Sie werden unter Stichworten wie «demografischer Wandel», «Pflegenotstand» oder «Vereinbarkeit von Beruf und Familie» diskutiert. Welche Leistungen müssen Zivis erbringen, wenn solche Trends immer mehr zur Wirklichkeit werden? Welche gesellschaftspolitischen Vorgaben muss die Vollzugsstelle dabei umsetzen? In den Antworten auf diese Fragen liegt eine weitere grosse Herausforderung. Denn die Antworten können nicht von der Vollzugsstelle alleine kommen. Sie müssen mit Betrieben, Verbänden und SpezialistInnen erarbeitet werden. Findet der Zivildienst danach keine Antworten, würde er allmählich seinen grossen Klassiker verlieren. Und er würde das erste im Gesetz verankerte Ziel, nämlich den sozialen Zusammenhalt zu stärken, insbesondere die Situation Betreuungs-, Hilfe- und Pflegebedürftiger zu verbessern, nur noch ungenügend wahrnehmen.

Letzte Änderung 31.01.2018

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