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Anfang Juni hat das Bundesamt für Zivildienst ZIVI seinen Jahresbericht veröffentlicht – mit einer integrierten Umfrage dazu, über welche Themen des Zivildienstes Interessierte künftig mehr erfahren wollen.
Erst einmal bedanken wir uns bei allen (rund 100), die daran teilgenommen haben. Die Antworten waren für uns aufschluss- und hilfreich.
Für welche Themen besteht Interesse?
Rund die Hälfte der Teilnehmenden möchten mehr erfahren über den Bereich Pflege und Betreuung, rund 45 % zu Umweltthemen und rund 31 % zur Digitalen Transformation. Am Thema Sicherheitspolitik sind weniger als 20 % der Teilnehmenden interessiert. Die Themeninteressen werden nach Sprachregionen unterschiedlich gewichtet: Für das Thema Pflege und Betreuung besteht in der französischen Schweiz etwas weniger Interesse, die Digitale Transformation interessiert praktisch nur in der Deutschschweiz. Wir sind uns bewusst, dass wir aus diesem Ergebnis nur bedingt allgemeingültige Schlüsse ziehen können.
Wie soll die Information gestaltet sein?
Rund zwei Drittel der Teilnehmenden möchten sich neben der Information über die Themen auch dazu einbringen können. Info-Newsletter zu den vier Themen sollen nur ein- bis zweimal jährlich verschickt werden. Wir haben vor, gegen Ende Jahr mit einem ersten Themen-Newsletter zu starten.
Auswertung der Umfrage bei den Einsatzbetrieben des Zivildienstes
Von A wie Alpwirtschaft über K wie Kindertagesstätte bis hin zu Z wie Zentrum für Alter und Gesundheit – die Einsatzbetriebe des Zivildienstes legen eine grosse Vielfalt an den Tag. Mindestens genauso vielfältig gestalten sich ihre jeweiligen Bedürfnisse. Um davon ein umfassendes Bild zu erhalten, befragt das Bundesamt für Zivildienst (ZIVI) jährlich die Einsatzbetriebe mit Hilfe eines Online-Fragebogens. Darin werden Fragen unter anderem zur Zufriedenheit der Einsatzbetriebe mit den Zivis und den Dienstleistungen des ZIVI sowie zum Nutzen der Zivildiensteinsätze gestellt. Die Umfrageergebnisse bieten dem ZIVI wertvolle Hinweise auf Stärken, Schwächen sowie auf Optimierungsmöglichkeiten in der Zusammenarbeit mit den Einsatzbetrieben.
Im Jahre 2021 haben von den insgesamt 4689 Einsatzbetrieben 1344 (28,6 %) an der Umfrage teilgenommen. Die Resultate können als repräsentativ erachtet werden.
Im Durchschnitt geben die Einsatzbetriebe an, dass der erlebte Nutzen im Vergleich zum Aufwand für die Administration der Zivi-Einsätze, für die Betreuung der Zivis und zum Kostenaufwand einen Nettonutzen von 4,6 auf einer Sechserskala ergibt. Diese Zahl ist ein Indikator, zu welchem das ZIVI dem Departement WBF und den Eidg. Räten Rechenschaft ablegt. Entsprechend weist das ZIVI in der nächsten Staatsrechnung diese Zahl aus.
Das ZIVI hat die Umfrageergebnisse vertieft analysiert. Die wichtigsten Erkenntnisse sowie die Massnahmen des ZIVI sind im Folgenden zusammengefasst. Wir danken an dieser Stelle allen Einsatzbetrieben, die sich die Zeit zur Teilnahme genommen haben – wir nehmen diese Rückmeldungen mit Interesse wahr. Sie sind wertvoll für die künftige Gestaltung der Beziehung zu Einsatzbetrieben.
Stärken: In diesen Bereichen sind die Einsatzbetriebe besonders zufrieden
Die Suche nach Zivis ist in der Regel erfolgreich. 88 % der Einsatzbetriebe haben einen Zivi gefunden – und dazu meistens auch noch einen geeigneten: 93,8 % der Einsatzbetriebe sind zufrieden mit der Auswahl an Bewerbenden. 22,1 % der Einsatzbetriebe wünschen sich noch eine grössere Anzahl an Bewerbungsdossiers auf dem Tisch.
Diese Resultate zeigen, dass es aktuell eine gute Balance gibt zwischen der Anzahl an Einsatzbetrieben und Zivis. Zwar können die Einsatzbetriebe nicht damit rechnen, auf jeden Fall einen Zivi zu finden. Gleichzeitig haben sie aber grundsätzlich eine realistische Chance. Damit kann sowohl die Arbeitsmarktneutralität gewahrt als auch den Bedürfnissen der Einsatzbetriebe entsprochen werden. Angebot und Nachfrage scheinen daher in einem guten Verhältnis zu stehen.
Die Einsatzbetriebe sind zufrieden mit den Zivis. Befragt nach ihrer Zufriedenheit mit Leistung, Motivation, Fachkompetenz und Verhalten der Zivis, gaben jeweils mindestens 97 % der Einsatzbetriebe an, zufrieden zu sein. Die hohe Zufriedenheit äussert sich auch darin, dass ganze 97,5 % der Einsatzbetriebe auch im nächsten Jahr wieder nach Zivis suchen möchten.
Denn Zivis entlasten die Mitarbeitenden und übernehmen Aufgaben, für die sie sonst nicht genügend Ressourcen haben. Auch dies bestätigten die Einsatzbetriebe bei der Frage nach dem Nutzen, den ihnen die Zivis bringen.
Die Einsatzbetriebe sind allgemein sehr zufrieden mit der Unterstützung und Beratung durch die Regionalzentren des ZIVI. Diese hohe Zufriedenheit äussert sich in den verschiedensten Bereichen. So sind bspw. 98,4 % der Einsatzbetriebe zufrieden mit der Fachkompetenz und 99,2 % mit der Freundlichkeit der ZIVI-Mitarbeitenden im Rahmen der Beratungen zum Anerkennungsverfahren. Auch mit der Unterstützung bei Fragen oder Anliegen zu Zivildienst-Einsätzen allgemein sind 98,1 % sehr zufrieden.
Eine Einschränkung hat diese Zufriedenheit: Die Einsatzbetriebe sehen noch Optimierungsbedarf bei der Beziehungspflege. So wünschen sich rund 30 % mehr Informationen zu Themen, die über die Einsätze hinausgehen (z.B. zu politischen Prozessen). Ein kleinerer Teil wünscht sich zudem eine engere Beziehungspflege mit den ZIVI-Mitarbeitenden (bspw. durch Besuche an Anlässen der Einsatzbetriebe).
Das ZIVI sieht die hohen Zufriedenheitswerte als Zeichen dafür, dass das Amt in der Unterstützung und Beratung der Einsatzbetriebe gut aufgestellt ist. Die Ergebnisse sind auch ein Hinweis darauf, dass den Einsatzbetrieben die persönliche Beratung bei spezifischen Fragen wichtig ist. Das ZIVI wird sich daher auch weiter dafür engagieren, dass den Einsatzbetrieben kompetente und dienstleistungsorientierte Mitarbeitende für eine individuelle Beratung zur Seite stehen. Das ZIVI erkennt zudem den Wunsch nach verstärkter Information und Beziehungspflege. Proaktivere Informationsmassnahmen sind in Planung.
Optimierungspotenzial: Hier wünschen sich die Einsatzbetriebe Verbesserungen
Die Einsatzbetriebe sind nur bedingt zufrieden mit den Ausbildungskursen für Zivis. Gemäss Einschätzung der Einsatzbetriebe führen die Kurse nur begrenzt zu einer Verbesserung der Fachkompetenz und der Motivation der Zivis: In Schulnoten gerechnet, erhalten die Kurse in diesen Bereichen nur eine 4,28 bzw. 4,08. Noch geringer (3,56) schätzen die Einsatzbetriebe die Eignung der Kurse ein, den Betreuungsaufwand zu reduzieren.
Das ZIVI nimmt diese Rückmeldungen ernst. Es wird daher geprüft, wie die Kurse optimiert werden können. Das ZIVI möchte in diesem Zusammenhang auch dem Wunsch vieler Einsatzbetriebe nachkommen, die Kurse sowie das Ausbildungszentrum besser kennenzulernen. Gleichzeitig gilt es zu berücksichtigen, dass die Einsatzbetriebe aufgrund ihrer Vielfältigkeit unterschiedlichste Ansprüche an die Kursinhalte stellen. Diesen kann im Rahmen von standardisierten Kursen nur teilweise entsprochen werden.
Die Einsatzbetriebe sind grundsätzlich zufrieden mit der Fachanwendung E-ZIVI, wünschen aber Verbesserungen. Befragt nach ihrer Zufriedenheit bzgl. Bedienungsfreundlichkeit, Bedarfsplanung, den Möglichkeiten des Systems sowie der Stabilität zeigen sich grundsätzlich positive Werte. Dennoch ist das Zufriedenheitslevel mit der Fachanwendung E-ZIVI im Vergleich mit anderen Aspekten (z.B. Unterstützung durch die Regionalzentren) tiefer.
Das ZIVI ist sich der Grenzen von E-ZIVI bewusst. Aus diesem Grund ist es dem ZIVI ein Anliegen, bei der aktuell laufenden Entwicklung des Nachfolgesystems von E-ZIVI die Bedürfnisse der Einsatzbetriebe stärker ins Zentrum zu stellen. Möglichst repräsentative Einsatzbetriebe werden daher für eine Bedarfsanalyse aktiv über eine spezifische Befragung eingebunden und das ZIVI informiert regelmässig über die laufenden Arbeiten. Ziel ist, die Prozesse für alle Beteiligten weiter zu vereinfachen.
Die Einsatzbetriebe verwenden kaum Kennzeichnungsmaterialien des Zivildienstes. Nur 24,5 % der Einsatzbetriebe verwenden eine Art von Kennzeichnung (bspw. Kleber oder Fahnen). Als Hauptgrund für die Nichtnutzung geben 54 % an, dass sie nichts von der Existenz dieser Materialien wussten. Andere Gründe sind etwa Platzmangel oder Zweifel am Nutzen.
Deswegen prüft das ZIVI, ob die Kennzeichnungsmaterialien weiterentwickelt werden sollen.
Fazit: viel Positives, aber auch Verbesserungspotenzial
Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die Einsatzbetriebe insgesamt zufrieden oder sogar sehr zufrieden sind mit den unterschiedlichen Aspekten des Vollzugs des Zivildienstes, namentlich mit der Beratung durch die Regionalzentren. Das ZIVI wird sich auch weiterhin dafür einsetzen, diese Stärken zu pflegen und so die Zufriedenheit und den erlebten Nutzen der Einsatzbetriebe möglichst zu erhöhen.
Die Umfrage zeigt aber auch, dass die Einsatzbetriebe Verbesserungspotenzial sehen. Das ZIVI nimmt auch diese Rückmeldungen ernst und ergreift Massnahmen zur mittel- und langfristigen Optimierung.
Im Sinne eines Ausblicks sei der Hinweis gegeben, dass sich der Zivildienst in einem dynamischen Umfeld bewegt. Die Frage, wo Zivis prioritär eingesetzt werden sollen, wird in einer sich entwickelnden Gesellschaft immer wieder neu zu beantworten sein. Zudem werden intensive politische Diskussionen zur Neugestaltung des Dienstpflichtsystems geführt.
Von allfälligen Veränderungen werden auch die Einsatzbetriebe betroffen sein. Das ZIVI wird daher regelmässig über die Entwicklungen informieren. Denn die Einsatzbetriebe sollen auch weiterhin ihren gemeinnützigen Auftrag gut wahrnehmen können und Einsatzplätze anbieten. Sie leisten einen wichtigen Beitrag, dass Zivis wirksam zum Einsatz gelangen und der Zivildienst seine im Gesetz festgelegten Ziele verfolgt.
Die Befragung greift folgende Fragestellungen auf:
- Erstassoziation: Was versteht die Bevölkerung in erster Linie unter Zivildienst?
- Freie Wahl: Kann man in der Schweiz frei wählen zwischen Zivil- und Militärdienst?
- Nutzen: Hat der Zivildienst einen Nutzen für die Gesellschaft?
- Gleichbelastung: Inwieweit stimmt die Bevölkerung einer Gleichbelastung beim Zivil- und Militärdienst zu?
- Bei Ablehnung der Gleichbelastung: Für wen ist die Belastung grösser: Soldaten oder Zivildienstleistende?
- Arbeitsmarkt: Inwieweit gefährden Zivildienstleistende bestehende Arbeitsplätze oder verfälschen dieWettbewerbsbedingungen?
Die vollständige Umfrage:
Letzte Änderung 20.09.2023