Hilfe nach dem Unwetter vom 8. Juni 2007 in Menznau

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Bei Naturkatastrophen ist erst schnelle und zielgerichtete Hilfe wichtig, anschliessend sind Aufräum- und Instandstellungsarbeiten gefragt. Der ehemalige Gemeindeamman von Menznau berichtet über die Leistungen von Zivilschutz und Zivildienst nach den sintflutartigen Niederschlägen im Jahr 2007.

Am Freitag, dem 8. Juni 2007, ging um etwa 21 Uhr über Teilen des Napfgebietes ein heftiges Gewitter nieder. Dieses war begleitet von extrem starken Regenfällen und örtlich auch von Hagel. Es wurden in kurzer Zeit Niederschlagsmengen von bis zu 120 mm gemessen. Diese enormen Wassermengen lösten in der Gemeinde Menznau viele kleinere und auch grosse Hangrutsche aus und Bäche traten über die Ufer. Das Dorf Menznau, durch das zwei Bäche fliessen, bekam dies besonders stark zu spüren. Die «Seewag», der von Wolhusen bis Menznau fünf Nebenbäche zufliessen, schwoll rasch an. Der «Rickenbach», der im Dorfzentrum in die Seewag mündet, brachte aber das Malheur.

Was war geschehen?

Der Rickenbach hatte im Dorf Menznau seit Menschengedenken immer wieder Schäden verursacht, sei es durch Hochwasser oder Übersarungen. Deshalb wurde schon vor gut 100 Jahren, etwa um 1910, rund 500 m oberhalb des Dorfes ein Geschiebesammler errichtet. Am 8. Juni 2007 barst die Staumauer des Geschiebesammlers. Sie konnte den Wassermassen und dem grossen zusätzlichen Druck des sich ansammelnden Gerölls und Geschiebes nicht mehr standhalten. Innert kürzester Zeit entleerte sich der Geschiebesammler. Geschiebe und Schwemmholz strömten nun zusätzlich mit den bereits grossen Wassermassen des Rickenbachs auf das Dorf Menznau zu. In Sekundenschnelle verstopften Bachdurchlässe bei Hofzufahrten, Brücken und Vorplätzen. Die ganze Fracht aus dem Geschiebesammler überspülte Vorplätze und Gärten und füllte Keller mit Wasser und Schlamm. Auch heute, fast 10 Jahre später, denken die damals Betroffenen noch mit bangen Gefühlen an diese schreckliche Nacht zurück.

Um das Ausmass der Verwüstung und der entstandenen Schäden im ganzen Gemeindegebiet auch aus finanzieller Sicht darzustellen: Die Kosten der öffentlichen Hand für Aufräumarbeiten, Bachsanierungen, Beiträge an Strassengenossenschaften und Ingenieurkosten beliefen sich auf 1 372 184 Franken. Die von den privaten Versicherungen getragenen Kosten für Gebäudeschäden, Hausrat und Gerätschaften waren noch wesentlich höher.

Lokale Unterstützung für die Gemeinde

Schon während des Unwetters, ungefähr um 21.30 Uhr, wurde die Feuerwehr Menznau alarmiert. Über 100 Angehörige der Feuerwehr kämpften an verschiedenen Standorten gegen die Wassermassen. Doch der starke Niederschlag hielt an. Dies führte dazu, dass noch mehr Bäche überschwappten, umliegendes Wiesland überfluteten und Strassenbeläge unterspülten. Entlang des Rickenbaches und der Seewag drang das Wasser in diverse Keller, Hobby- und Zivilschutzräume ein. Die Nachbar-Feuerwehren Wolhusen und Willisau mussten aufgeboten werden. Doch auch mit vereinten Kräften war gegen die Macht des Wassers nichts auszurichten. Man musste sich auf Schadensbegrenzung konzentrieren, das Ende des Gewitters abwarten und danach sofort mit den Aufräumarbeiten beginnen. Die drei Feuerwehren und einige Landwirte mit Druckfässern pumpten Keller aus. Mit Pneuladern und mit Baggern wurden unverzüglich Strassen gereinigt und die durch Hangrutsche verschütteten Hofzufahrten provisorisch wieder befahrbar gemacht. Schon bald zeigte sich das ganze Ausmass der entstandenen Schäden und es war klar, dass die Betroffenen bei den Aufräumarbeiten Unterstützung brauchten.

Weitere Unterstützung wird nötig

Der damalige Gemeinderat ersuchte die Zivilschutzorganisation um Hilfe. Der Chef ZSO Napf und der Administrator machten sich unverzüglich an die Organisation. Die Männer wurden an denjenigen Schadenstellen eingesetzt, an denen es gerade am Nötigsten war. Ein geübter Baggerführer war während 10 Arbeitstagen mit einem zugemieteten Bagger voll im Einsatz.

Die Angehörigen der ZSO Napf leisteten in Menznau einen Einsatz von insgesamt 90 Manntagen. Der Einsatz wurde von der Leitung der ZSO Napf sauber organisiert und begleitet. Die Mithilfe der «Zivilschützler» war für die vom Unwetter Betroffenen äusserst wertvoll und wurde dankbar angenommen.

Genauso willkommen war uns der Zivildienst. Wir kannten die jungen Burschen des Zivildiensts bereits aus Einsätzen bei den Landwirten. In vier oder fünf Etappen kamen jeweils zwischen 3 bis 6 Zivis. Sie waren dem Gemeindewerkdienst zugeteilt, wo ein geregelter Dienst geleistet werden musste. Als Unterkunft diente ihnen die Zivilschutzanlage. Der Zivildienst unterstützte vor allem bei Aufräumarbeiten. Diese mussten bei privaten und gemeindeeigenen Liegenschaften gemacht werden. Die Arbeit war oftmals schwer. Die grosse Mehrheit der Zivis erledigte sie hervorragend. Einige waren stolz, etwas Sinnvolles getan zu haben. Die Zivis haben bei mir wie bei den Geschädigten einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Dank solcher Unterstützung konnte die Gemeinde einfacher über die Folgen der Katastrophe hinwegkommen.

Manch einer, der oft und gern überheblich vom «Zivilschutz» gesprochen hatte und den «Zivildienst» meinte, stellte sein Lächeln ein, verhielt sich ruhig und anerkannte schweigend die erbrachten Leistungen.

Autor

Mauriz Näf war 2007 Gemeindeammann, was in Menznau das ausführende Organ des Gemeinderats ist. Als Gemeindeammann kümmerte er sich um alle Ressorts ausser um das Sozial- und Schulwesen.

Letzte Änderung 10.03.2020

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